2.Könige 2,23+24 Ein Blutbad zur Ehre Gottes

Reden wir mal über ein Blutbad.

Elisa war gerade neu oberster Prophet geworden.

Ja, auch wenn es eine solche statische Hierarchie unter den Propheten vermutlich nicht gab, hatte er als der, den Elia berufen hatte und der jetzt mit Elias Mantel rumlief, offenbar doch die größte göttliche Berufung von allen aktuellen Propheten.

Elisa macht jetzt also seine Antrittsbesuche.

Zuerst in Bethel, weil es ein von Gott erwählter heiliger Ort war, und weil dort zudem eine große Prophetenschule existierte. Danach auf dem Karmel, weil da Gott erschienen war und den Sieg über die Baalspriester durchgeführt hatte, und dann in Samaria, weil das die Hauptstadt mit dem König drin war.

Nun war Bethel nicht nur der Ort, wo Gott dem Jakob erschienen war, sondern auch der Ort, an dem der goldene Stier stand, den Jerobeam der Erste hatte errichten lassen. Damit war Bethel auch das Zentrum des Götzendienstes.

Man war dort sicherlich froh, als man den schrecklichen Elia endlich los war, und als nun Elisa dort erschien, wollte man gleich deutlich machen, was man von ihm hielt.

Ob diese an die 100 Jugendlichen, die aus der Stadt auftauchten und Elisa an der Einfallsstraße verspotteten, nun vom Magistrat der Stadt „entsendet“ waren, oder ob die im Jugendclub irgendwie gehört hatten, dass da jetzt einer kommt, und dann waren sie alle gemeinsam losgezogen und hatten über WhatsApp noch ihre Freunde dazugerufen – man weiß es nicht, aber es ist klar, dass Elisa hier nicht an einer Skateboardanlage vorbeikam und die Jugendlichen, die ihn dort zufällig sahen, ihn ebenso zufällig verspotteten.

Das war hier ganz offensichtlich eine geplante Aktion, die dem Gesandten Gottes deutlich machen sollten, welch einen Stand er hier hatte.

Und da man nicht an Gott glaubte, also mit einer Existenz Gottes nicht rechnete, ging man davon aus, dass man die Stärkeren war.

Und sicher, ein einziger Mann – ein junger Mann, denn Elisa lebte nach diesen Ereignissen noch etwa 50 Jahre – ein einziger Mann kann gegen eine Horde pöbelnder Jugendlicher vor dem Tor von deren eigener Stadt ja nicht viel ausrichten.

Das Risiko dieser Kinder schien also gering zu sein.

Wo soll da schon ein Risiko sein, wenn man einen Gesandten Gottes verspottet?

Das Problem in diesem Fall war, dass dieser Gesandte irgendwie über Kraft verfügte. Er konnte auf unerklärliche Weise die Kraft Gottes lostreten. Elisa konnte im Namen Gottes handeln und diese Kinder verfluchen.

Nun, Fluchen konnte Elsbeth Jarnecke auch. (Für den Fall, dass Sie diese „Dame“ aus dem dritten Stock nicht kennen: Stellen Sie sie sich irgendwie vor.) Aber Elsbeth Jarnecke wurde durch die Flucherei nur unbeliebt; mehr passierte nicht.

Nachdem Elisa die Kinder verflucht hat und damit sie nicht nur von jedem göttlichen Segen befreit hat, sondern alles noch schlimmer, kommen nun tatsächlich diese zwei Bärinnen aus dem Wald.

Und wenn die unter 42 Kindern ein Blutbad anrichten, dann müssen das ursprünglich ein paar mehr Kinder gewesen sein, da einige sicher fliehen konnten. Zwei Bärinnen können nicht 42 Kinder gleichzeitig beißen.

Und bitte nicht übersehen: Die Bären waren nicht die Idee des Elisa. Es war Gott, der sich für Bären entschieden hat. Man beschuldigt den Falschen, wenn man sagt, Elisa habe die Bären auf die Kinder gehetzt.

Fehlerhafte Kalkulation

Da hatte man sich also verkalkuliert: Man dachte, dieser Gott habe keine Kraft und seine Gesandten infolgedessen auch nicht. Von diesem Gott habe man keine Wirkungen zu erwarten.

Das war ja die Erfahrung, die man mit den anderen Göttern der Welt lange gemacht hatte: Dass die zwar gut fürs Gefühl sind, aber falls die wirklich mal Kraft entwickeln, dann nie pünktlich oder zielgerichtet: Die lassen es regnen, aber niemand weiß wann.

Selbstverständlich hätte man den alten Geschichten glauben können. Die ja zum Teil Grundlage der Volksgeschichte waren. Aber man ist dann ja doch immer klüger als die Anderen, die solche Geschichten erzählen.

Aktuell könnte man beklagen, dass sich seit damals nichts geändert hat.

Dabei sollte man eigentlich beklagen, dass die Gläubigen den Fehler auch immer noch machen.

Dass sie mit der Kraft Gottes nicht rechnen.

Und immer wieder ordentlich auf die Nase fallen müssen, damit sie sich mal wieder dran erinnern, dass da doch irgendwas war.

Deshalb also, aus gegebenem Anlass: Überprüfen Sie Ihre Kalkulation.