1.Könige 22,5-23 Zielgruppe Josafat

1.Könige 22,5-23 Zielgruppe Josafat

König Ahab befragt die Propheten.

Die Frage ist klar formuliert und ermöglicht eine eindeutige Antwort: „Soll ich gegen Ramot in Gilead ziehen, oder soll ich es lassen?“

Die falschen Propheten geben auch alle eine Antwort auf diese Frage. Die modernen, bibelkritischen Theologen behaupten zwar, die Antwort der Propheten sei vielschichtig und interpretationsoffen, aber Ahab hat nicht viele Interpretationen verstanden, sondern die eine Aussage, auf die es ihm ankam. Von daher können wir davon ausgehen, dass die Antwort der Propheten ebenso eindeutig war, wie Ahab sie verstanden hat.

Und dann kommt Micha.

Der einzige echte Prophet Gottes.

Und er beantwortet die Frage nicht.

Er erzählt viel, aber die Frage beantwortet er nicht.

Ahab soll selber denken

Micha gibt dem Ahab eine Antwort, die die Entscheidung wieder zu Ahab zurückschiebt.

Gott beabsichtigt, dich bei diesem Manöver zu töten. Also entscheide selbst: ist es vernünftig, Ramot in Gilead anzugreifen?

Damit liegt die Verantwortung wieder bei Ahab.

Das war sicher nicht das, was Ahab gewollt hat. Aber damit muss er jetzt leben.

Info an Josafat

Allerdings war ja vorauszusehen, dass Ahab auf Micha sowieso nicht hören wird. Darum ist die eigentliche Botschaft des Micha ausschließlich für Josafat bestimmt.

Und darum wird auch Ahabs Frage nicht beantwortet, denn er ist nicht Zielgruppe. Sondern es ergehen verschiedene Botschaften an Josafat:

  1. Du hattest recht, als du den Eindruck hattest, bei den Propheten von Ahab sei etwas faul. Sie haben nämlich einen Lügengeist.
  2. Du arbeitest hier mit dem Falschen zusammen. Gott will ihn töten. Warum arbeitest du mit jemandem zusammen, der unter Gottes Gericht steht?
  3. Es mag zwar biblisch richtig sein, Ramot als Teil des gelobten Landes zurückzuerobern, aber dem Ahab steht es nicht zu. Weil dem Ahab überhaupt nichts zusteht, was nach Gottes Segen riecht. Gott wird in diesem Punkt nicht mit dir sein, weil er nicht mit Ahab ist.
  4. Ahab benutzt Gottes Wort, um Gott zu diskreditieren. Hör nicht auf ihn, denn er verachtet Gottes Wort genauso, wie er Gott verachtet.
  5. Weil du nach einem Propheten des wahren Gottes gefragt hast, bekommst du jetzt auch eine Antwort von Gott. (Sie, lieber Leser, wissen schon: Gott schweigt nicht. Wir lassen ihn nur zu wenig zu Wort kommen.)

Sollten Sie sich also die Frage gestellt haben, warum Micha die Frage des Ahab überhaupt nicht beantwortet, dann wissen Sie es (hoffentlich) jetzt: Weil Gott in erster Linie gar nicht mit Ahab redet, sondern mit Josafat.

Und wenn Sie sich die Frage gar nicht gestellt haben, dann vernehmen Sie jetzt die Aufforderung, in Zukunft mehr über die biblischen Texte nachzudenken. Denn dass die Antwort des Micha nicht die Frage Ahabs beantwortet, sondern offenbar eine andere, ist doch ziemlich offensichtlich.