1.Könige 22,7 religiöser Lärm

Das muss man dem Josafat ja hoch anrechnen: Dass er gemerkt hat, dass diese ganze Sache mit Gott überhaupt nichts zu tun hat.

400 Propheten. Die nicht nur einfach dastanden und Texte verlesen haben. Sondern die haben gesungen und getanzt, und Zedekia hatte sich sogar Hörner aus Eisen gemacht – nicht das preiswerteste Material – und vielleicht hat er sie dem König hinterher als Glückssymbol geschenkt.

400 Propheten, die „so spricht der Herr“ sagten (Vers 11) und verkündeten „der Herr wird es in Deine Hand geben“.

Viel Liturgie, viel Show. Katholisches Hochamt in prachtvoller Umgebung.

Woran Josafat es dann gemerkt hat, wissen wir nicht.

Aber er hat gemerkt, dass hier nur religiöser Lärm veranstaltet wurde und die ganze Sache mit dem lebendigen Gott nicht zu tun hatte.

Er hat gemerkt, dass hier viele fromme Worte gemacht wurden, aber das Wort Gottes nicht zu hören war.

Obwohl Gott oft erwähnt wurde und göttliches Vokabular benutzt wurde.

Das Problem ist also nicht neu.

Nichtsdestotrotz ist es sehr aktuell.

Dass wir in den Gemeinden sehr viele fromme Worte hören, sehr viele Schriftlesungen, viele Zitate aus der Bibel – die ja als „Gottes Wort“ gehandelt wird.

Und trotzdem ist es nicht Gottes Wort.

Es ist leer. Gott sagt gar nichts. Es entsteht nur Geräusch und Hall. Obwohl aus Gottes Wort gelesen und zitiert wird, ist kein Wort von Gott zu hören.

Paulus kennt die Gabe der Unterscheidung der Geister (1.Kor 12,10); Johannes mahnt, die Geister zu prüfen (1.Jh 4,1). Nur weil es geistvoll klingt, muss es noch lange nichts mit Gottes Geist zu tun haben.

Wir entschuldigen die Propheten

Wobei die Propheten entschuldigt sind: Sie kannten nichts anderes. Sie hatten Gottes Stimme noch nie gehört, und sie waren wirklich der Meinung, das was sie da aufführten, wäre das Höchste der Gefühle.

Wobei die Wortführer in unseren Gemeinden keineswegs entschuldigt sind: Sie haben ein umfangreiches Buch, in dem man genau nachlesen kann, wie das geht mit Gottes Reden und welche Ansprüche daran zu stellen sind. In Gottes Wort steht genug über Gottes Wort, dass niemand in Unkenntnis bleiben muss.

Ja, auch die Redner in unseren Gemeinden haben oft die Stimme Gottes noch nie gehört und denken darum, ihr Bibelgeschwätz sei schon Wort Gottes. Aber durch den Vergleich ihrer Ergüsse mit dem Wort Gottes, wie es in der Bibel beschrieben wird, hätten sie die Diskrepanz bemerken können.

Ich wünsche Ihnen, lieber Leser, Josafatismus: Dass Sie religiöse Geräusche von Äußerungen Gottes unterscheiden können.