1.Könige 19,20 Lesen ohne Brille
Man kennt diese Verhandlungen wegen der Nachfolge ja schon von Jesus.
In Lukas 9,61 stellt einer genau den gleichen Antrag: Er will nachfolgen, sich aber zuerst von seiner Familie verabschieden.
Und dort reagiert Jesus sehr abweisend und sagt ihm, dass wer die Hand an den Pflug legt und zurückblickt, nicht geeignet ist für das Reich Gottes.
Diese Stelle kennt der geübte Bibelleser natürlich, und also legt er genau die gleiche Schablone an Elisa an, als dieser die gleiche Frage stellt.
Wenn man genau liest, war die Antwort von Elia auf diese Frage aber anders als die von Jesus. Denn Elisa geht tatsächlich, sich von seiner Familie verabschieden, und geht danach mit Elia einen neuen Weg.
Logischerweise rollt der bibelerfahrene Leser den Teppich von der falschen Seite auf: Er kennt zuerst die Geschichte von Jesus, und betrachtet in deren Licht die Geschichte von Elisa.
Man muss es aber andersrum machen: Der Mann bei Jesus zitiert Elisa und denkt, damit macht er nichts falsch.
Aber bei Elisa ging es „nur“ darum, den Einfluss und das Wort Gottes in Israel gegen die große Mehrheit zu erhalten. Es ging darum, dagegen zu halten. Im Grunde ging es darum, konservativ zu sein.
Bei Jesus geht es aber um eine Revolution; es ging darum, alles auf den Kopf zu stellen; es ging um die Umkehrung aller Dinge, um die Infragestellung alles bisher Gewesenen.
Und Revolutionär kann man nicht halbtags sein, und Revolution mit vorsichtiger Abwägung wird scheitern.
Elisa hingegen musste hinhaltenden Widerstand leisten, eine Sache für Leute mit langem Atem. Da ist es nützlich, wenn man vorher alle anderen Beziehungen geregelt hat.
Das sagt auch die Antwort von Elia an Elisa: „Was habe ich Dir getan?“ Du hast dem Elisa sein ganzes Leben verändert. Aber eben auf Dauer, auf eine Stelle mit Jobbeschreibung.
Jesus beschreibt in Lukas 9 die Nachfolge als tödlich, gefährlich; wer Jesus nachfolgt, kriegt mit allen möglichen übernatürlichen Kräften zu tun, und es gibt keinen Plan, nur Glauben.
Darum durfte Elisa sich gründlich von seiner Familie verabschieden und seine Angelegenheiten ordnen, und der Mann bei Jesus durfte es nicht.
Und Sie, lieber Leser, sollen Teil einer Revolution sein und nicht Teil einer konservativen, werterhaltenden Maßnahme.