1.Könige 13,31 – klug begraben

Das hatte der alte Prophet ja nicht gewollt.

Er hatte den jungen nicht umbringen wollen. Auch nicht mittelbar.

Klar, es war die Entscheidung des Jüngeren, mit dem Alten nach Hause zu gehen. Aber der Alte hatte den Jungen belogen, nur darum war der mitgegangen.

Und dem alten Propheten war es nur um sich selbst, um seine eigene Ehre, um seine eigene Zukunft gegangen. Er wollte vor Gott nicht dastehen als einer, der Gottes Willen für nebensächlich erachtet hatte.

Aber jetzt, am Ende, stand er viel schlimmer da. Er hatte den Tod des Jüngeren verursacht, und wenn Gott schon früher nicht gut auf den Alten zu sprechen gewesen war, so war es durch das Lügen und dessen Folgen sicher nicht besser geworden.

Für die Gegenwart hatte der Alte vermutlich nichts mehr von Gott zu erwarten,und das Bringen eines Opfers im Tempel zur Erlangung von Gottes Vergebung kam ihm scheinbar nicht in den Sinn.

Aber wenn er wenigstens mit dem Jungen in einem Grab zu liegen käme, so dass er in Ewigkeit nah am Segen lag – die einzige Ewigkeit, die man damals kannte, war die ewige Totenruhe.

Wenn Gott dem jungen Propheten nahe war, dann war er das auch im Tod, und dann wäre Gott auch dem alten Propheten im Tode nah. So konnte der Alte das herstellen, was er durch Lebensleistung nicht herzustellen vermochte.

Der Alte sollte recht behalten. In 2.Könige 23,15ff wird beschrieben, wie Josia den Altar in Bethel zerstörte und verunreinigte und die Weissagung des jungen Propheten wahr machte. Und dazu holte Josia auch Leichen aus den nahe gelegenen Felsengräbern, und auch die Knochen des alten Propheten wären auf Jerobeams Altar verbrannt worden – wenn er nicht im Grab des Jungen gelegen hätte.