1.Könige 12 Die Chance für Ephraim
Am Ende seines Lebens hatte Jakob seine 12 Söhne gesegnet, für jeden hatte er einen besonderen Segen.
Der Segen für Joseph (also Ephraim und Manasse) war klasse, aber von Juda heißt es, dass das Zepter nicht von Juda weichen wird.
Nun war man in Ephraim aber trotzdem der Meinung, dass man eigentlich zur Führung der 12 Stämme berufen sei. Schließlich war Josua vom Stamm Ephraim gewesen, die Bundeslade hatte lange in Silo auf dem Gebiet von Ephraim gestanden, und der zentrale Versammlungsort der Stämme lag in Sichem und damit ebenfalls in Ephraim. Auch Beth-El, wo Jakob die Himmelsleiter gesehen hatte, lag in Ephraim.
Dieses resolute Selbstbewusstsein des Stammes Ephraim hatte sich im Lauf der Geschichte immer mal wieder durch Eifersuchtsanfälle bemerkbar gemacht:
- Gideon (von Manasse) bekam Ärger mit Ephraim, weil er sie nicht bei der Verfolgung der Midianiter hatte mitmachen lassen und ihnen somit der Ruhm entgangen war (Richter 8)
- Jeftah (aus Manasse) vertrieb die Ammoniter und musste dann mit Ephraim kämpfen, weil die Manasse den Sieg nicht gönnten.
- Als David nach Absaloms Aufstand durch den Stamm Juda nach Jerusalem zurückgeführt wurde, sehen wir eine starke Eifersucht aller Nordstämme gegenüber Juda, weil man sie nicht hat mitmachen lassen (2.Sam 19:42).
Von der Demütigung, die es bedeutete, einen Monat im Jahr die Hofhaltung in Jerusalem finanzieren zu müssen, mal ganz zu schweigen!
Aber jetzt kommt Ephraims große Chance!
Nachdem die Familie Davids sich durch Salomo des Königtums unwürdig erwiesen hat, kann jetzt ein Ephraimiter, nämlich Jerobeam, die politische Führung bekommen, und zwar direkt und ausdrücklich von Gott!
Und Jerobeam bekommt auch nicht die Abfälle des Reiches, sondern er bekommt das Königtum über „Israel“, über das Erbe Jakobs. In 1.Könige 11,11 sagt Gott zu Salomo, dass das Königreich in fast kompletter Größe an jemand anderen geht, nur einen kleinen Teil darf die Familie Davids behalten.
Und so war das, was Jerobeam bekam, tatsächlich ein politisch und wirtschaftlich starkes Gebilde und wurde auch in der Bibel als Erbe Jakobs anerkannt, indem man den Nordteil „Israel“ nannte und der Südteil nur nach dem Stamm Juda benannt wurde.
Das war jetzt die große Chance für Ephraim, und Gott hatte dem Jerobeam ja auch ein beständiges königliches Erbe in Israel versprochen, wenn er Gott treu sei.
Nachdem also Gott von den Königen in Juda die Nase voll hatte, gab er Ephraim das, was Ephraim schon lange wünschte.
Aber am Ende hat das ganze Entgegenkommen Gottes nichts genutzt. Im Norden war man des Segens und der Zuwendung Gottes noch weniger würdig als im Süden, und Jerobeam und Ephraim haben schließlich die große Chance verspielt.