Kapitel 11 – Wenn Gott nicht reinredet

Wie konnte es soweit kommen, dass Gott einen rigorosen Schlussstrich unter Salomos Größe zog?

Bei David hatte Gott immer wieder eingegriffen. Wenn David gesündigt hatte, hat Gott sich oft gemeldet. Und damit wurde die Sünde sofort aus der Welt geschafft und konnte keinen weiteren Einfluss nehmen.

Wenn Salomo sündigte, mischte Gott sich nicht ein.

  • Als Salomo Frauen heiratete, die Gott nicht in seinen Tinder-Bereich gestellt hatte, hat Gott nichts gesagt.
  • Als Salomo Ägypten eine privilegierte Partnerschaft anbot, obwohl man ja eigentlich froh sein konnte, nichts mehr mit Ägypten zu tun zu haben, hat Gott nichts dazu gesagt.
  • Als Salomo das, was Gott ihm sowieso versprochen hatte, durch engagiertes eigenes Bemühen vorantrieb, hat Gott nichts dazu gesagt.

Ganz offensichtlich war es so, dass Salomo zwar den Segen von Gott recht gerne nahm, aber sein Interesse an Gott selber eher gering war.

Während David ein Mann „nach dem Herzen Gottes“ war (1.Sam 13,14 und Apg 13,22) und somit Gott tatsächlich nahe stand, war Salomo nur erwählt. David hat auf die Erwählung durch Gott mit Liebe geantwortet, Salomo mit Erlangung von Profit.

Wenn sich David Profit anbot, z.B. dass er Saul hätte problemlos töten können, wusste er zu unterscheiden, ob dieser Profit jetzt wirklich im Sinne Gottes war. Salomo interessierte diese Frage nicht; er griff zu, wenn sich die Gelegenheit ergab.

Aktuelle Lage

Wir haben das gleiche Problem heute in den Gemeinden.

Es gibt diejenigen Gläubigen, die ihre Ohren sehr offen haben für Gott und jederzeit wissen wollen, was Gott über ihre aktuellen Gedanken und Handlungen denkt. Diese Gläubigen lieben Gott so, dass sie tatsächlich bereit sind, ihm ihr ganzes Leben zu geben, rückhaltlos.

Und es gibt diejenigen Gläubigen, die die Schrift kennen und die Prinzipien aus ihr ableiten. Und die deshalb wissen, was „Profit“ ist und was nicht. Und die nicht unterscheiden können, dass Pferde manchmal gut und manchmal schlecht sind, also dass das, was wie Segen aussieht, nicht unbedingt Segen sein muss.

Und da Gott letzteren Leuten die Freiheit lässt und ihnen nicht in die Parade fährt – sie haben ihn schließlich nicht darum gebeten – darum sieht es mitunter Jahrzehntelang so aus, als wenn sie recht hätten.

Es ist dieser schmale Grat, der den Unterschied macht: Ob ich den Willen Gottes von Gott selbst oder vom Regelwerk der Bibel nehme.

Es ist der schmale Grat, der den Unterschied macht: Ob ich Gott will, oder ob ich den Segen will.

Nicht nur Salomo ist an dieser Kleinigkeit gescheitert.