1.Könige 9 wie wäre es richtig gewesen?

Der Autor der Königsbücher hat das Kapitel 9 nicht geschrieben, um Salomos Ruhm zu vermehren.

Wobei man natürlich sagen muss, dass Salomo hier beachtliche Begabungen und Leistungen an den Tag legte. Unbeachtlich der Tatsache, dass er einige dieser Begabungen speziell von Gott bekommen hatte und sie jetzt einsetzte, um sich vor genau diesem Gott zu schützen.

Die Königsbücher wurden geschrieben, um zu zeigen, warum das Reich Gottes so dermaßen vor die Hunde ging. Und in Kapitel 9 lesen wir jede Menge Maßnahmen Salomos, die eigentlich Gott ersetzen sollten.

  • Die Versorgung mit Nahrungsmitteln hing nicht mehr von Gott ab, sondern von funktionierenden Vorratsstädten
  • Der Schutz des gelobten Landes hing nicht mehr von Gott ab, sondern von einer berittenen Armee und von starken Festungen an den Grenzen und an den Abzweigungen der Hauptstraßen. (Und von der Mitarbeit des Pharaos und seiner Tochter.)
  • Reichtum und Wohlergehen hing nicht mehr von Gott ab, sondern von Hiram und den ausgebeuteten Kanaanitern.
  • Ruhm und Ehre hingen nicht mehr von Gott ab, sondern von Reichtum, Prunk, Weisheit, Staatsführung und sonstigen weltlichen Strategien.

Aber was wäre die Alternative? Wie wäre es richtig gewesen? Wie hätte sich Salomo besser verhalten, also wie hätte Salomo im Sinne Gottes gehandelt?

Leider gibt uns der Autor der Königsbücher hier keine Alternative.

Wir haben nur aus der historischen Geschichte ein paar Anhaltspunkte – meistens aus Ereignissen, wo die Israeliten schlicht keine Chance hatten, sich der salomonischen Mittel zum Zwecke des Gottesersatzes zu bedienen und deshalb (leider) auf Gott angewiesen waren.

Warum die Frage wichtig ist

Wenn wir heute das Reich Gottes bauen, stehen wir vor dem gleichen Problem wie Salomo. Wir haben nahezu unendliche weltliche Möglichkeiten, Gemeinde zu bauen und Mission zu betreiben. Und demgegenüber haben wir einen Gott, der unberechenbar ist.

Wenn wir Geld oder andere weltliche Methoden einsetzen, können wir soviel investieren, wie es uns sinnvoll erscheint, und können aufgrund dieser Investitionen ein gewisses Ergebnis erwarten. Manchmal auch nicht, denn die Vorsagen können auch hier nicht 100% perfekt sein.

Die Sache wird uns aber nicht entgleiten.

Wenn wir mit Gott arbeiten wollen, müssen wir ihm unser Leben geben. Darunter macht Gott das nicht, d.h. unser Leben ist dann voll in Gottes Hand. Und über das Ergebnis haben wir ebenfalls keinerlei Kontrolle. Das Ergebnis kann so erbärmlich sein, dass wir glauben, uns schämen zu müssen, oder es kann so gewaltig sein, dass wir das Gefühl haben, dass es uns erschlägt.

Was liegt da näher, als die Methode zu wählen, die uns ein gewisses Maß an Kontrolle über unser Leben und die Vorgänge erlaubt?

Wenn man übrigens den Bau des Reiches Gottes im Neuen Testament anschaut, dann haben die dort offenbar überhaupt keine Methode benutzt. Außer eben: sich selbst Gott zu geben. Und dann sagte Gott eben: Paulus, geh in die nördliche Mission. Oder Gott schickte einen Engel zu Kornelius und gleichzeitig redete er mit Petrus – zwei Leute, die ihr Leben Gott gegeben hatten oder es tun wollten, und die hat Gott rumgeschickt.

Wir können also nicht sagen, ob es richtiger gewesen wäre, wenn Salomo weniger gebaut hätte und sich weniger ums Geldverdienen und Geldausgeben gekümmert hätte. Der Fehler war nicht Bauen oder nicht Bauen; der Fehler war nicht Reichtum oder weniger Reichtum; der Fehler war die Unabhängigkeit von Gott.

Vielleicht hätte Gott sogar zu Salomo gesagt: „Bau Festungen!“ Aber dann wären es Festungen gewesen auf Anweisung von Gott, nicht Festungen zur Befreiung von Gott.

Nähe zu Gott ist nach wie vor der einzige Maßstab für richtiges Handeln.