1.Kö 8,46-51 Du hast den Namen dass Du lebst

Das ist jetzt das Worst-Case-Szenario.

Anders als in den Versen 33 und 34, wo nur wenige Kriegsgefangene weitab von der Gemeinde verschleppt waren, die meisten Gläubigen aber noch Zugang zum Tempel hatten und darum im Tempel beten konnten, ist hier das gesamte Volk Gottes weit entfernt vom gelobten Land.

Alles das, was das gelobte Land ausmachte, ist nicht mehr:

  • Fülle? Weit entfernt. Nur Mangel.
  • Sorglosigkeit? Nicht da. Dafür Unruhe, Nervosität, Angst.
  • Sicherheit? Nicht zu sehen. Jeder Tag ist eine neue Gefahr.
  • Sieg und Erfolg? Von wegen. Man ist Opfer von allem und jedem.
  • Leben? Nun ja. Existieren vielleicht. Man atmet noch. Aber ist das ein Leben?
  • Zugang zu Gott? Kann man sich einbilden. Der Tempel ist unerreichbar.
  • Freude? Pah! Noch nicht mal Zufriedenheit.

Diesen Zustand gab es nicht nur im alten Bund. Auch für den neuen Bund ist die Entfernung der Gemeinde vom gelobten Land die größte Katastrophe, die vorstellbar ist:

  • Du hast den Namen dass Du lebst, aber Du bist tot (Ofb 3,1)
  • Ihr habt nichts, weil Ihr nichts bittet (Jak 4,2)
  • Ich wundere mich, dass Ihr Euch so schnell abwendet zu einem anderen Evangelium (Gal 1,6)
  • Ich fürchte um euch, ob ich nicht etwa vergeblich an Euch gearbeitet habe (Gal 4,8)
  • Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Heb 10,31) – das drohte den Hebräern!

So haben wir im neuen Bund Gemeinden, in denen all die schönen Worte vom Reich Gottes und seinen Eigenschaften zwar hochgehalten und verkündet werden, faktisch aber nicht vorhanden sind. Wo der Glaube keine Berge versetzt, wo von der Fülle nichts zu sehen ist und Sorgen den Alltag bestimmen, und wo von „Leben im Überfluss“ (Jh 10,10) keine Rede sein kann.

Es gibt Gemeinden, die sind bibelfest und prinzipientreu, moralisch feststehend und strikte Anhänger der reinen Lehre, edel und fleißig und beflissen, aber von Gott haben sie seit Jahren nichts gesehen und gehört – ein ähnliches Phänomen wie bei den Pharisäern, die vieles richtig machten, aber einige sehr wichtige Dinge wegließen.

Die Lösung

Wenn so etwas passiert, sagt Salomo, dass eine Gemeinde sich völlig aus dem gelobten Land verabschiedet hat – oder eben vom Teufel aus dem gelobten Land vertrieben wurde – dann ist das nicht das letzte Wort. Dann gibt es noch eine Möglichkeit. Gott hat nämlich kein Interesse am Untergang der Gemeinde.

Und die Möglichkeit, die es da noch gibt, heißt auf frommdeutsch „Umkehr“. Verhaltensänderung, Erkenntnisverbesserung, Neuorientierung. Neu anfangen. Die alten Zöpfe abschneiden. Revolution.

Und das geht mit Gott, sagt Salomo. Wenn man will.