1.Könige 8,37-39 Schwer danebengegangen

1.Kön 8,37-39

37 Wenn eine Hungersnot im Land herrscht, wenn eine Pest ausbricht, wenn es Getreidebrand, Vergilben <des Getreides>, Heuschrecken <oder> Heuschreckenlarven gibt, wenn sein Feind es im Land seiner Tore belagert, <wenn es also> irgendeine Plage, irgendeine Krankheit <gibt> 

38 <und dann> irgendein Gebet, irgendein Flehen <aufsteigt>, was von irgendeinem Menschen <oder> von deinem ganzen Volk Israel geschehen mag — <je nachdem,> was einer als Plage seines Herzens erkennt —, und er zu diesem Haus hin seine Hände ausbreitet, 

39 dann höre du es im Himmel, der Stätte, wo du thronst, und vergib und handle und gib jedem nach all seinen Wegen, da du sein Herz kennst — denn du, du allein kennst das Herz aller Menschenkinder —, 

Es lebe die Beliebigkeit!

Im Vers 37 zählt Salomo alle möglichen Katastrophen auf, die in einem Land wie Palästina damals auftreten konnten. Krankheiten, Insekten, Krieg – die Sammlung der existenzbedrohenden Erscheinungen ist umfangreich und nicht sehr spezifisch.

Die Beliebigkeit steigert sich dann noch in Vers 38.

  • Irgendein Gebet
  • Irgendein Flehen
  • von irgendeinem Menschen
  • oder vom ganzen Volk
  • und die Fakten sind auch egal, Hauptsache jemand erkennt das als die Plage seines Herzens

Das einzige Kriterium ist also, dass ein Einzelner oder die Gruppe das Problem als existenzbedrohend ansieht. Und dann, so Vers 39 –

vergib!

Was hier natürlich eine sinnlose Bitte ist.

  1. Es war bisher überhaupt nicht von Sünde die Rede. Sonst sagt Salomo in diesem Abschnitt immer „wenn sie gegen dich sündigen“. Hier nicht.
  2. Hungersnöte, Epidemien, Insektenplagen, Klimawandel, Börsencrash, Naturkatastrophe, Kriege, Insolvenz und sonstiges Existenzbedrohendes kann doch überall mal vorkommen. Das hat doch nicht zwangsläufig etwas mit Sünde zu tun!

Überall, aber nicht hier

Als Gott sein Volk aus Ägypten holte, wollte er sie nicht in ein Land bringen, das so ähnlich war wie Ägypten (oder Syrien oder Jordanien oder der Libanon). Die Verheißung sagte ganz klar (z.B. in Deut 28,11-13 und Lev 26,3ff), dass es in Israel keine existenzbedrohenden Vorgänge zu geben hat. Das ist ein besonderes Kennzeichen des „gelobten Landes“.

Natürlich würden auch die Israeliten einmal sterben, aber alt und erfolgreich. Bis zu diesem Datum waren sie in jeder Hinsicht von Gott beschützt. Das gelobte Land war ein Land des Friedens und des Wohlergehens. Kann ja auch nicht anders sein in einem Land, wo Gott König ist.

Wenn aber doch …

Wenn in Israel nun doch existenzbedrohende Dinge vorkommen, wegen denen der Einzelne oder die Gruppe zu Gott betet

  1. dann war entweder tatsächlich Sünde im Spiel und das existenzbedrohende Geschehen ist eine Strafe für die Sünde oder ein Zeichen für den Rückzug von Gott, so dass das Volk seinen Schutz verloren hat. Und dann ist Salomos Bitte „vergib!“ durchaus berechtigt
  2. oder der Mensch vertraut Gott nicht und hat die Botschaft, dass Gottes Reich ein Reich der Versorgung und des Friedens und der gesicherten Existenz ist, nicht verstanden oder glaubt diese Botschaft nicht. Die Existenzbedrohung ist also eingebildet. Und dann ist Salomos Aufforderung „vergib“ ebenfalls sehr berechtigt. Denn mangelndes Vertrauen gegenüber Gott ist Sünde.

Zusammenfassung

Wenn ein Einzelner oder eine Gruppe in Israel zu Gott um Hilfe rufen müssen wegen einer Existenzbedrohung, dann ist schwer was schiefgegangen. Dann hat das gelobte Land seinen Charakter als „gelobtes Land“ verloren – entweder de facto oder im Denken der Menschen. Somit ist Salomos in diesem Zusammenhang geäußerte Bitte um Vergebung ausgesprochen angemessen.