1.Könige 8,35+36 Den Verursacher finden.
1.Könige 8,35-36
35 Bleibt der Himmel verschlossen, so dass es keinen Regen gibt, weil sie gegen dich gesündigt haben, und sie beten zu dieser Stätte hin und preisen deinen Namen und kehren um von ihrer Sünde, weil du sie demütigst,
36 dann höre du es im Himmel und vergib die Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel — denn du zeigst ihnen den guten Weg, auf dem sie gehen sollen — und gib Regen auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbteil gegeben hast!
Das ist ja immerhin schon eine Leistung: Zu wissen, von wem und warum das Unheil kommt.
Wobei der Kritiker jetzt einwenden könnte: Im gelobten Land sollte es überhaupt keine Dürre geben. Es ist nämlich das gelobte Land, und Gott hat die entsprechenden Verheißungen geben.
Stimmt schon.
Trotzdem ist es beim Auftreten eines solchen Unheils durchaus beachtlich, wenn die Menschen darauf kommen, dass es nicht an der Klimaerwärmung oder zu vielen Hochdruckgebieten liegt, sondern an ihrer Sünde und Gottes Reaktion darauf.
Die Menschen in Salomos Beispiel benutzen Gott auch nicht als Notnagel: Weil man niemand anderen kennt, zu dem man beten soll, betet man in der Not halt zu Gott. Oder zu Gott, Baal und Allah gleichzeitig.
Salomo weist extra auf die Umkehr zu Gott und auf das preisen (oder bekennen) von Gottes Namen hin.
Diese Menschen erkennen Gott tatsächlich als Ursache des Unheils und als Lösung für den Weg aus dem Unheil.
Ja, sagen da einige Naseweise, das ist doch einfach. Wo soll da das Besondere sein?
Das Besondere erkennt man hier:
Wenn heute in einer Gemeinde Dürre herrscht, und es kommt kein Segen, und von der geistlichen Fülle ist man weit entfernt, und Frucht ist nicht zu sehen und die Kraft Gottes muss man sich einbilden, weil sie sonst nicht da wäre – wenn keine Ströme lebendigen Wassers von niemandem ausgehen und es keine Ernte gibt, in die man irgendwelche Arbeiter aussenden könnte, und wenn selbst da, wo das Wort ausgestreut wird, nichts aufgeht, und wenn Wachstum innerhalb der Gemeinde vielleicht gelegentlich in großen Worten benannt wird, aber unvoreingenommene Beobachter es nicht erkennen könnten -
- dann sind diese modernen Gemeinden schuld, die uns die ganze Jugend abspenstig machen mit ihren Lobpreisgottesdiensten
- dann ist der Zeitgeist schuld
- dann sind die modernen Medien schuld, die soviel Aufmerksamkeit der Leute verbrauchen, dass für Gott nichts mehr übrig ist
- dann ist der Prediger schuld oder jemand anders in der Gemeinde, der nicht freundlich genug ist oder schlecht predigt
Aber die Sünde der Gemeinde ist niemals schuld. Und der mangelnde Segen liegt niemals daran, dass Gott sich von uns zurückgezogen hat.
Und Gott braucht uns auch nicht den guten Weg zu zeigen, den wir gehen sollen, so wie Salomo das hier formuliert. Wir sind ja auf dem richtigen Weg.
Die gleiche Kunst im Neuen Testament
Über die Kunst, das Wirken Gottes in den Vorkommnissen dieser Welt zu entdecken, gibt es auch in Lk 17 an Vers 11 eine Geschichte.
Da bitten 10 Aussätzige aus der Entfernung, dass Jesus sich ihrer erbarmen möge. Sie bekommen von Jesus keine Zusage, keine Verheißung, sie werden weder berührt noch gesegnet. Jesus schickt sie nur zu den Priestern. Auf dem Weg dorthin wurden sie geheilt. Es kam der eine Samariter zurück zu Jesus und pries Gott (!) mit ziemlicher Lautstärke. Danach bedankte er sich bei Jesus.
Die Andachtsbücher machen aus dieser Geschichte einen Aufruf zur Dankbarkeit. Was Quatsch ist (jawohl!), weil Jesus anschließend weder fragt, ob sich von den anderen 9 keiner gefunden hat, um sich zu bedanken, noch dem Geheilten zuspricht, dass sein Dank ihm geholfen hat.
Was der Geheilte verstanden hatte, war, dass durch Jesus seine etwas sinnlose Anordnung, zu den Priestern zu gehen, Gott gehandelt hat, obwohl es keine Verheißung und keine Segenshandlung gegeben hatte.
Der Geheilte hatte das verstanden, was die Pharisäer nicht erkennen konnten, nämlich dass Gott durch Jesus sogar dann handelt, wenn Jesus gar nichts macht und man nur Jesu bizarren Anweisungen Folge leistet.
Darum gab der Geheilte, wie Jesus das dann ausdrückte, „Gott die Ehre“, d.h. er benannte Gott als Verursacher der Heilung, und sein Glaube war, dass Gott durch Jesus gehandelt hatte, dass Jesus also selbst dann ein Kanal Gottes ist, wenn er abwegige Anweisungen gibt.