1.Könige 6, 31-35 Die Türen des Tempels

Wenn man solche Abschnitte liest, muss man aufpassen, dass man sich nicht von seinen eigenen Gedanken leiten lässt, sondern tatsächlich liest, was da steht. Und damit rauskriegt, warum das da steht.

Wir sind es gewöhnt, zu denken, dass Allerheiligste ist so unglaublich heilig, da darf ja schließlich nur einmal im Jahr der Hohepriester unter umfänglichen Sicherheitsvorkehrungen rein, da gibt es doch höchstens eine kleine Tür ganz links an der Seite.

Aber offensichtlich gab es hier eine zweiflügelige Tür, noch dazu betont durch einen aufwändigen Türrahmen und durch besonderen Schmuck.  

Nun braucht man, damit einmal im Jahr der Hohepriester ins Allerheiligste kann, keine zweiflügelige Tür.

Ebensowenig braucht man für den Zutritt zum vorderen Tempelraum eine vierflügelige Tür, bestehend aus zwei Teilen, die jeweils in zwei Flügel unterteilt waren. Da musste kein Elefant durch, sondern nur der Priester mit dem Feuerzeug, damit er das ewige Licht anmachen konnte, und jemand mit einem Korb, wo das Schaubrot drin war.

Vielleicht waren diese Türen aber gar nicht primär zum reingehen, sondern als Ausgang gedacht? Dass dann, wenn man vor dem Gebäude opferte, beide Türen offen waren, so dass man Gott zwar nicht sehen konnte – im Allerheiligsten war es dunkel, und eventuell war hinter der Tür auch noch ein Vorhand – aber so, dass zwischen dem Anbeter und Gott keine Mauer mehr war.

Und wenn Jesus sagt, er sei die Tür – dass er dann bei Salomo abgeguckt hat und Jesus tatsächlich genau die Funktion hatte, die diese Türen hatten. Nämlich Menschen und Gott zusammen zu bringen. Das Bindeglied zu sein zwischen Menschen und Gott. Den Zugang zu Gott trotz Gottes Heiligkeit zu ermöglichen.

Anmerkung dazu: Auch hier ist ordentliches Lesen hilfreich. Jesus sagt in Jh 10:7 nicht „ich bin die Tür zu den Schafen“, sondern er sagt: „Ich bin die Tür der Schafe“. Und in Johannes 10:9 erklärt Jesus seine Funktion so: Joh 10,9

9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. 

Und das ist ja nun genau die Beschreibung für Salomo seine Tempeltür.