Das Mahnwort 1.Könige 6, 11-13

Um zu verstehen, was Gott hier sagen will, hilft nur eine wortgetreue Bibel. Die „Hoffnung für alle“ und die „Gute Nachricht“ haben in vieler Hinsicht ihren Wert, aber hier helfen sie nicht zum Verständnis.

Der Kernsatz ist nämlich in Vers 12 der Anfang: „Was dieses Haus betrifft, das Du baust“. Wobei dann seltsamerweise im Rest vom Vers von dem Haus gar keine Rede mehr ist. Nur aufgrund des einleitenden Satzes weiß man, dass die folgende Zusage sich auf das Haus bezieht.

Macht bei genauerem Nachdenken auch Sinn: Denn genau die gleiche Zusage hatten wir schon vorher, das erste Mal in 3.Mose 26,11-12. Nur ohne Haus. Wenn hier jetzt mitten im Hausbau, nach Abschluss des Rohbaus, der Text unterbrochen wird für eine Zusage, die schon seit 300 Jahren besteht, dann macht das weder literarisch noch inhaltlich einen Sinn.

Der Sinn im Bezug auf die Baustelle ist dieser: Der Tempel ist eine Garantie dafür, dass Gott inmitten seines Volkes wohnt und nicht weggeht. Solange das Haus steht, darf man sich der Anwesenheit Gottes sicher sein.

Der Tempel ist also sozusagen eine Anzahlung, auf Altdeutsch ein „Unterpfand“. Auf Gott selber haben die Israeliten keinen Zugriff, aber der Tempel ist der Garant, dass Gott zu ihnen gehört und sie zu Gott.

Die Juden haben später allerdings übersehen, dass diese Zusage Gottes an Salomo an seinen Gehorsam geknüpft war. Sie haben sich blind und selbstsicher darauf verlassen, dass, solange der Tempel existiert, auch Gott auf ihrer Seite ist: Jer 7,4

4 Und verlasst euch nicht auf Lügenworte, wenn sie sagen: Der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN ist dies! 

Mi 3,11

11 Seine Häupter richten für Bestechung, seine Priester lehren für Lohn, und seine Propheten wahrsagen für Geld. Und <dann> stützen sie sich auf den HERRN und sagen: Ist der HERR <etwa> nicht in unserer Mitte? Kein Unglück wird über uns kommen! 

Die Tatsache, dass der Tempel stehen bleiben kann, Gott aber weggeht, kam ihnen gar nicht in den Sinn.

Die Anzahlung im Neuen Testament.

Seit Salomos Tempelbau hatten die Israeliten also zwei Zusagen für Gottes Treue: zum einen sein Wort, und zum zweiten den Tempel.

Im Neuen Bund ist es nicht anders. Auch wir haben zwei zuverlässige Zusagen darüber, dass Gott treu zu uns steht: Zum einen sein Wort, zum zweiten den Heiligen Geist. Den nennt Paulus in 2.Kor 1:22 und Eph 1,14 „Anzahlung“ oder in den alten Bibeln „Unterpfand“.

Aber so wie Gott im Alten Testament aus dem Tempel rausgehen kann, wenn die Heiligkeit der Gläubigen nicht mehr gewährleistet ist, so kann auch im Neuen Testament der Heilige Geist sich verabschieden. Und so wie man es dem Tempel von außen nicht ansieht, wenn Gott nicht mehr drin wohnt, so sieht man es der Gemeinde auch nicht von außen an, wenn der Heilige Geist gegangen ist. „Du hast den Namen, dass Du lebst, aber Du bist tot.“