1.Könige 6,1 Der weltgeschichtliche Bezug
Das Datum, an dem der Bau des Tempels weltgeschichtlich festgemacht wird, ist der Auszug aus Ägypten.
Man hätte es ja auch an der Regentschaft irgendeines Königs festmachen können, sei es von Ägypten oder von Assyrien. Oder man hätte sich am Beginn der Eisenzeit orientieren können. Oder an der letzten Mondfinsternis.
Man wollte hier aber sagen: Was vor 480 Jahren angefangen hat, ist jetzt vollendet. Vor 480 Jahren sind wir in Ägypten losgezogen, weil man uns ein Land versprochen hatte, und jetzt gehört uns dieses Land.
Das Land hatte den Israeliten zwar schon zum Ende der Regierungszeit von David gehört, aber David hatte ja nur Material sammeln dürfen, nicht den Tempel bauen. Eben weil er noch so viele Kriege geführt hatte.
Der Tempel ist damit auch ein Zeichen für die Treue Gottes. Dass Gott das, was er verspricht, auch einhält. Klar, hätte schneller gehen können. Dass es so lange gedauert hat, war aber nicht Gottes Schuld, sondern Schuld der Gläubigen.
Der Tempel ist ein Zeichen dafür, dass Gott jetzt nicht mehr umziehen muss. Das war ja das Merkmal der Stiftshütte, dass Gott immer mit seinem Volk mitziehen konnte, wenn das Volk einen Landstrich verlassen musste.
Ja, sogar als Israel schon 300 Jahre im Land war, haben die Philister in der Schlacht bei Eben-Ezer die Bundeslade erobert und Silo zerstört, wobei man die Stiftshütte aber offenbar retten konnte, die wir dann später in Gibeon wiederfinden. Selbst Jahrhunderte nach der Landnahme war Israel noch nicht Herr im eigenen Land.
Aber jetzt.
Und damit könnte die Geschichte eigentlich zuende sein. Das Ziel ist erreicht. Mehr geht nicht. Man ist am Höhepunkt der Möglichkeiten angelangt, und das wird jetzt durch den Tempel dokumentiert.
Dass die Israeliten das selbst alles kaputt machen werden, haben sie nicht vorausgesehen.
Scheinbar verläuft das Leben in Wellen und Prozessen, und richtiges Ankommen ist hier auf der Erde nicht vorgesehen.