1.Könige 13

Inhalt:

Jerobeam, der erste König des Nordreiches von Israel, führt einen eigenen Feiertag an einem neu geschaffenen Heiligtum ein und begründet damit im Grunde genommen eine neue Religion. Gott schickt einen (namenslosen) Propheten aus dem Südreich, der auf der Einweihungsfeier Gottes Meinung zu dieser Innovation kundtun soll. Dieser Prophet hat von Gott außerdem die Auflage, im Nordreich nichts zu essen, nichts zu trinken und einen Weg, den er einmal gegangen ist, nicht zurück zu gehen.

Nachdem der Prophet dem König Jerobeam erfolgreich Gottes Meinung gesagt hat und schon wieder auf dem Rückweg ist, nutzt ein alter Prophet die Erschöpfung des Jüngeren aus und belügt ihn, indem er ihm erzählt, ihm sei ein Engel erschienen, der ihn aufgefordert habe, den Jüngeren zu sich nach Hause einzuladen und zu bewirten. Daraufhin geht der Jüngere mit dem Älteren zurück und isst und trinkt in dessen Haus.

Während sie noch bei Tisch sitzen, lässt Gott den Jüngeren wissen, dass er sein Leben verwirkt hat, weil er alle drei Anweisungen übertreten hat, die Gott ihm gegeben hat. Der Jüngere wird auf dem Rückweg von einem Löwen getötet, der aber deutlich macht, dass er nicht aus Hunger getötet hat, sondern im Auftrag Gottes, indem er weder den Propheten frisst noch dessen Esel angreift, sondern nur als Zeuge am Tatort stehen bleibt.

Der alte Prophet sorgt dafür, dass der Jüngere ein anständiges Begräbnis im Grab des Alten bekommt, denn der Jüngere hat eine wichtige und wahre Vorhersage gemacht, die sich unter dem König Josia 300 Jahre später erfüllte (2.Kö 23,17), und Gott belohnte diese Tat des alten Propheten damit, dass sein Grab bei den Zerstörungen durch Josia geschützt wird.

Botschaft

Wenn Gott einen Auftrag erteilt, dann ist der durchdacht und hat Hand und Fuß. Gott muss seine Anordnungen nicht nachbessern, weil er im Nachhinnein Fehler entdeckt. Das hätte der jüngere Prophet wissen müssen und hätte der angeblichen Veränderung des Auftrages nicht gehorchen dürfen.

Noch dazu, wo schon bei Adam und Eva die Schlange damit gearbeitet hat, dass sie ein göttliches Essverbot relativiert hat.

Wenn es eine Anordnung Gottes gibt, die Dir bekannt ist, und Du suchst einen Weg, diese abzuschwächen, indem Du

  • eine Auslegung suchst, die die Anforderungen des Gebotes möglichst niedrig definiert
  • eine andere Bibelstelle sucht, die für Deine Situation eine preiswertete Handlungsalternative anbietet

dann brauchst Du nicht zu erwarten, dass Gott Dir applaudiert. Sondern ganz im Gegenteil: Du bekommst Ärger mit Gott, was noch niemandem gut bekommen ist. Denn Gott ist zwar gnädig mit den Schwachheiten der Menschen, aber Gott ist niemals gnädig mit den Verweigerern. Jona lässt grüßen ...

Probleme

Gott benutzt hier die Lüge des alten Propheten, um den jungen Propheten zu testen. Das mag den Menschen, die das Bild eines harmlosen, "lieben Gottes" haben, als unmoralische Methode nicht gefallen.

Gott fühlt sich jedoch an menschliche Moralvorstellungen nicht gebunden, denn er ist der, der die Regeln setzt, nicht die menschliche Gesellschaft. Die "unmoralische" Vorgehensweise zieht sich durch die ganze Bibel. So war es ja schon eine Frechheit, diese beiden Bäume ins Paradies zu stellen, das wäre ja nicht nötig gewesen. Und David bekommt eine entsetzliche Strafe, weil er eine Volkszählung gemacht hat - vor ihm hatte Mose zwei Volkszählungen gemacht und Josua eine, und auch unter den Richtern wurde gezählt - und es gab kein Gebot oder Gesetz, das Volkszählungen verbietet!

Und wie oft haben Abraham, Isaak und Jakob gelogen und betrogen! Und Gott hat nie etwas dagegen gesagt, sondern hat es teilweise für die Täter zu einem großen Segen werden lassen!

Tatsache ist: Gott darf über unser Verhalten urteilen, aber wir haben nicht die Position, Gottes Verhalten zu verurteilen. Der Schwanz kann nun mal nicht mit dem Hund wedeln.