Veränderung

Besserwerden ist ja ein ganz großes Thema in Gemeinden. Wachstum. Mehr Lieben. Mehr Frucht bringen. Erfolgreicher missionieren. Dass die Kluft zwischen Soll und Haben kleiner wird.

Man übersieht dabei, dass diese Form der Selbstoptimierung von den Pharisäern stammt, nicht von Jesus. Die perfekte Erfüllung der Gebote war Ziel der Schriftgelehrten, und „Gehorsam“ ist ein Wort des Alten Testamentes. Ohnehin wird die Kluft zwischen Soll und Haben niemals im Leben kleiner. Egal, wieviel Mühe Sie sich geben.

Wir haben hier eine Form des Kampfes „Schöpfung contra Evolution“. Nun ist Evolution nicht prinzipiell schlecht. Aber Evolution adelt das Bessere, Schnellere, Stärkere. Evolution ist Fortschritt.

Der neue Mensch, wie Paulus ihn beschreibt, ist aber eine neue Schöpfung, keine Evolution, die das Alte verbessert und optimiert. Ich muss bei Gott also kein besserer Mensch werden, sondern ein neuer.

Und Schöpfung geschieht, indem Gott spricht. Sein Wort schafft neues. Darum ist die Bibel nach wie vor so wichtig. Schöpfung meint den Weg vom Chaos zum Kosmos und damit zu Größe, Weite, Freiheit. Ich werde nicht besser in irgendeinem moralischen Sinn, sondern ich werde größer und freier. Also glücklicher.

Nun ist Veränderung durchaus ein Thema im Neuen Testament, aber es heißt dort „Heiligung“, nicht Verbesserung. Und Heiligung bedeutet, immer mehr die Farbe Gottes anzunehmen. Dass ich Gott immer ähnlicher werde. Dass Gottes Wille mein Wille wird.

Die bedeutsamsten Veränderungen geschehen nicht durch gute Vorsätze (wissen wir seit Sylvester), sondern durch Liebe. Aus Liebe haben Leute schon ihre Heimat verlassen. Weil ich jemanden liebe und mich jemand liebt, darum verändere ich mich.

Allerdings ist hier wieder nicht die Liebe als christlicher Leistungssport gemeint („Du musst mehr lieben!“). Es ist absolutes Vertrauen gemeint. Es ist der Vorgang gemeint, in dem ich mit Gott eins werde. Und „sündige hinfort nicht mehr“ ist kein Hinweis zur Selbstoptimierung, sondern der, die Trennung von Gott zu verhindern.

Veränderung ist also ein biblisches Thema, aber muss weniger Zwang werden und nicht mehr, es muss weniger Haben und Leisten werden und mehr Sein. Ich brauche kein neues Verhalten, sondern ein neues Leben.